Ein klares, selbstgebrautes Bier im Glas zu haben, ist für viele Hobbybrauer ein Muss. Doch oft muss man feststellen, dass das eigene Bier doch etwas zu trüb für den eigenen Geschmack ist. Deswegen haben wir im folgenden Artikel 7 Tipps für dich aufgelistet, wie du zuhause klares Bier ins Glas bekommst.
1. Klare Würze
Der Weg zu einem klaren Bier beginnt mit einer klaren Würze. Um einen der größten Trübungsverursacher, die „Eiweißtrübung“ zu vermeiden, solltest du eiweißreiches Malz (Weizen) und Rohfrucht (Körner und Flocken) weitgehend meiden, wenn dein Bier klar werden soll. Auch eine unvollständige Verzuckerung der Maische kann schon früh im Brauprozess dafür sorgen, dass dein Bier später nicht klar wird. Wie du weißt, wann deine Maische fertig verzuckert ist, findest du hier.
Eine weiterer Tipp für klareres Bier ist auch vor der Zugabe des Nachgusses die ersten, zumeist trüben Liter der Vorderwürze (Vorlauf) erneut über den Treber zu geben (Rezirkulieren). Diesen Vorgang macht man solange, bis der Vorlauf klar wird. Danach gibst du wie gewohnt den Nachguss über den Treber.
2. Ordentliche Abscheidung von Heißtrub im Whirlpool
Unumgänglich auf dem Weg zu einem klaren Bier ist eine ordentliche Abscheidung des Heißtrubs von der Würze. Als Heißtrub bezeichnet man den Eiweißbruch und alle anderen Stoffe, die nach dem Kochen in der Würze schwimmen.
Wenn du mit einem Einkocher braust, funktioniert die Abtrennung des Heißtrubs von der Würze am besten durch einen ordentlich ausgeführten Whirlpool. Bei Malzrohrsystemen (Speidel Braumeister, Grainfather oder Brew Monk) erreichst du die Heißtrub-Abscheidung am effizientesten durch ein Abfiltern der fertig gekochten und gekühlten Würze mithilfe des Monofilament-Filterbeutels beim Umschlauchen in den Gärtank. Bedenke aber, dass sich der Filterbeutel ohne Whirlpool leicht verstopft und dementsprechend ein bisschen Aufmerksamkeit braucht, wenn du deine Würze in den Gärtank umschlauchst. Ein Abfiltern der Würze mittels Monofilament-Filter ist auch nach einem erfolgreichen Whirlpool ratsam. Je weniger Trub du in deinen Gärtank bekommst, desto klarer wird später dein Bier.
Bonus: Erfolgsgeheimnisse für einen gelungenen Whirlpool
- Ein Whirlpool funktioniert nur heiß. Vor dem Kühlen, etwa 5 Minuten nach Kochende, ist der ideale Zeitpunkt, mit dem Whirpool zu beginnen.
- Würze nur leicht in Drehung bringen. Durch zu starkes Rühren können größere Ausfällungen wieder zerkleinert werden. Es ist ausreichend, wenn du beim Kreisen der Würze eine leichte Vertiefung sehen kannst.
- 15 Minuten nach dem Andrehen warten, bis sich die Würze nicht mehr bewegt.
- Die Würze mit einem Bierheber (bei Einkocher- und Topfsystemen) vorsichtig vom Rand weg umfüllen.
3. Wahl der richtigen Hefe
Nicht alle Hefen verhalten sich während und nach der Gärung gleich. Wenn du ein klares Bier im Glas haben möchtest, ist es wichtig, eine Hefe auszuwählen, die gut sedimentierende Eigenschaften besitzt. Welche Hefe für dich die richtige ist, kannst du in der Hefevergleichsliste in unserem Download-Bereich herausfinden.
4. Verwendung von Irish Moss
Ein effektives Mittel, um die Ausfällung des Heißbruchs zu unterstützen, ist der Einsatz von Irish Moss. Irish Moss wird dabei mit einer Dosage von 5g/25 Liter 15 Minuten vor Kochende zur Würze gegeben. Durch die stärkere Ausfällung des Eiweißbruchs beim Einsatz von Irish Moss gestaltet sich das Abfiltern der Trübstoffe um einiges leichter und die Anstellwürze wird klarer.
5. „Cold Crash“ nach der fertigen Gärung und Mangrove Jack’s Bier Klärungsmittel (vegan)
Ein „Cold Crash“ für 1-2 Tage, also eine Abkühlung deines Biers nach Gärende auf 2-6°C, ist einer der effektivsten Wege, um klares Bier zu bekommen. Durch die Kälte wird die Sedimentation der Trübstoffe im Jungbier begünstigt und beschleunigt. Das Jungbier füllst du bei diesen Temperaturen auch ab. Dabei bleibt genügend vitale, nicht sichtbare Hefe in Suspension, sodass die Nachgärung in der Flasche ohne Probleme abläuft.
Beim Mangrove Jack’s Bier Klärungsmittel handelt es sich um ein veganes Bier-Schönungsmittel, das nach der Gärung, aber noch vor dem Abfüllen verwendet wird. Das Klärungsmittel (engl. Fining) wird in den Gärtank gegeben, danach muss das Bier 24 Stunden stehen (ideal in Kombination mit einem Cold Crash). Während dieser Wartezeit setzen sich Hefepartikel und Trub noch stärker ab, die anschließend bei Verwendung eines zylindrokonischen Gärtanks abgeschossen werden können. Alternativ muss das Bier, damit der volle Effekt des Schönungsmittel eintreten kann, in einen zweiten Gäreimer vorsichtig umgeschlaucht werden (erhöhte Oxidationsgefahr!).
Auf Verwendung von tierisch-basierten Schönungsmitteln wie Gelatine oder Hausenblase (Isinglass) wird hier nicht weiter eingegangen.
Um klares Bier ins Glas zu bekommen, ist die Verwendung eines zylindrokonischen Gärtanks (ZKG) sehr empfehlenswert. Gegenüber Gärtanks mit flachem oder nur leicht gewölbtem Boden können sich bei ZKGs Hefe und andere Trübstoffe im Konus sammeln, die durch den Totalauslauf am Konusboden „abgeschossen“ werden können. Das Bier wird anschließend über den höher liegenden Klarauslaufhahn abgefüllt, ohne dass Trub in die Flasche kommt.
Zylindrokonischer Gärtank von Grainfather mit Totalauslauf- und Klarauslaufhahn Veganes Klärungsmittel
6. Langes, kaltes Lagern und richtiges Einschenken
Der wichtigste Tipp kommt zu Schluss. Je länger und kühler du dein Bier stehend lagerst, desto klarer wird es. Nach ein paar Wochen bis Monaten, je nach Arbeitsweise, klärt jedes, am Beginn noch so trübe Bier aus. Ähnlich wie beim Cold Crash unterstützt eine niedrige Lagertemperatur die Sedimentierung. Hier ist also vor allem Geduld gefragt.
Um möglichst viel klares Bier auch ins Glas zu bekommen, solltest du dein Selbstgebrautes vorsichtig einschenken, um den Bodensatz nicht aufzuwirbeln. Dabei musst du dein Bier auch in einem Zug einschenken, ohne abzusetzen, da du ansonsten den ganzen Bodensatz wieder aufwirbelst.
7. Ultima ratio: Bier in Fässer abfüllen
So lange du bei deinen Bieren eine Flaschengärung machst, wirst du immer Bodensatz in der Flasche haben. Wenn dir das grundsätzlich zu viel Trübe ins Bier bringt und du das umgehen willst, musst du dein Bier in Fässer abfüllen und zwangskarbonisieren. Wenn du dann dein Bier aus einer Flasche trinken willst, musst du dieses aus dem Fass unter Gegendruck (bspw. mit einem iTap oder manuellen Gegendruckabfüller) abfüllen.
Bei der Zwangskarbonisierung wird auf eine Nachgärung verzichtet, stattdessen kommt die Kohlensäure mittels zugeführtem CO2 ins Bier („Zwangskarbonisierung“). Dadurch entsteht kein zusätzlicher Bodensatz durch die Nachgärung und du genießt dein eigenes, glasklares Bier. Wie du dein Bier am besten ins Fass bekommst, kannst du in unserem Blog-Artikel zum Thema „Einstieg ins Kegging“ nachlesen.
Gegendruckabfüller iTap Manueller Gegendruck-Abfüller
Hy, was „komisches“: GG% seit Tagen konstant. Dann cold Crash auf 2 grad in Stufen unter Beigabe von Kieselsol und Gelatine. Nach weiteren 3 Tagen will ich abfüllen und bemerke Aktivität am Gärspund. Frage: können die Klärzugaben die Hefe zum Gären motivieren? GG% nämlich weiter konstant. Ich bin verwirrt… Reinhard
Hallo Reinhard,
wenn der Restextrakt konstant ist, handelt es sich wahrscheinlich nur um einen Druckausgleich. Du kannst beruhigt abfüllen, während/nach einem Cold Crash hast du sicherlich keine Gäraktivität zu befürchten.
Liebe Grüße
Klaus
Danke, klar, dass nun bei Raumtemperatur das Jungbier durch ansteigende Wärme sich – klarerweise – ausdehnt. Problem behandelt.
Zusatzfrage: Hefe für rasch folgenden (innerhalb 4 Tagen) nächsten Sud nach: Irish Moss, Kieselsol und Gelatine geeignet zum wiederverwenden?
Es ist nicht empfehlenswert, Hefe zu ernten und wiederzuverwenden, wenn du das Bier mit Gelantine und/oder Kieselsol geklärt hast.
Liebe Grüße
Hallo
Mein Problem bezüglich Carbonisierung sieht so aus, dass ich trotz konischem Gärtank zuviel Hefe in meine Bügelflaschen bekomme, sodass das Bier beim Öffnen der Flaschen heraussprudelt.
Ich lasse das Bier wochenlang im Tank und gebe in 500ml Flaschen nur 1 Carbontablette dazu.
Hefe wird mehrmals aus dem Tank abgelassen…
Hallo Reinhard,
die Menge der Hefe, die du abfüllst, ist vermutlich nicht für das Überschäumen deines Biers verantwortlich, außer du hast einen fingerbreiten Satz in deinen Flaschen. Entweder deine Gärtemperaturen sind zu niedrig und das Bier vergärt nicht ordentlich zu Ende, oder du hast irgendwo in deinem Abfüllprozess verunreinigtes Equipment (Silokonschlauch, Abfüllröhrchen oder Auslaufhahn des Gärtanks), was dazu führt, dass dein Bier in der Flasche weitervergärt.
LG Klaus