Der Bierstil Weißbier / Weizen

Weißbier – auch als Weizenbier oder Hefeweizen bekannt – ist ein obergäriger Bierstil mit hohem Anteil an Weizenmalz. Typisch sind die fruchtigen Ester (v. a. Banane) und würzigen Phenole (Nelke), die durch spezielle Weizenhefen entstehen. Weißbiere sind meist hefetrüb, hoch karbonisiert und haben einen cremig-weichen Körper mit spritzigem Finish.

Klassisch zeigt sich das helle Weißbier stroh- bis goldgelb mit stabiler, weißer Schaumkrone. Daneben gibt es dunkle Varianten mit Karamell- und Brotaromen sowie stärkere Ausführungen wie den Weizenbock. Trotz ihrer aromatischen Komplexität sind Weißbiere sehr gut trinkbar – besonders an warmen Tagen.

Weizen: Herkunft & Geschichte

Weizenbier hat seine Wurzeln in Bayern und wurde dort über Jahrhunderte ausschließlich unter landesherrlicher Kontrolle gebraut. Der Weizen war als Braurohstoff dem Adel vorbehalten, weshalb Weißbier lange Zeit eine Ausnahmeerscheinung blieb. Erst 1872 brachte die Brauerei Schneider Weisse das Weißbier zurück in den freien Handel – damals noch als bernsteinfarbenes, malzbetontes Bier. Das heute typische helle Hefeweizen wurde erst ab den 1960er-Jahren populär, als es sich in ganz Süddeutschland und später darüber hinaus etablierte.

Wie wird Weißbier gebraut – und was macht den Geschmack aus?

Ein klassisches Weißbier enthält mindestens 50 % Weizenmalz, ergänzt um Pilsner Malz – bei dunklen Varianten auch Münchner oder Karamellmalz. Die Hopfung bleibt mit 8–15 IBU dezent im Hintergrund.

Gebraut wurde Weizen traditionell im Zwei- oder Dreimaischverfahren (Dekoktion), viele Brauereien nutzen heute aber ein mehrstufiges Infusionsverfahren (z. B. 63 °C für 40 Min, 72 °C für 20 Min).

Der hohe Weizenanteil bringt viel Eiweiß, aber wenig FAN (freie Aminostickstoffe) – wichtig für die Hefeversorgung. Eine Eiweißrast bei 50–55 °C kann helfen, Gärstockungen zu vermeiden.

Für eine Betonung des charakteristischen Nelkenaromas sorgt das Molekül 4-Vinylguajacol, das bei einer optionalen Rast bei 45–47 °C aus Ferulasäure freigesetzt wird. Diese sogenannte Ferulasäurerast ist besonders bei klassischen Weißbierhefen sinnvoll, kann aber auch belgische Hefen aromatisch unterstützen.

Eine weitere Besonderheit bei Weizenbieren ist ihre kurze Reifungsdauer: nach Ende der Gärung (empfohlene Gärtemperatur für alle Weizenbierstile: 18-22°C) sind Weizenbiere (<6% Vol) zumeist innerhalb weniger Wochen auf Reife und und entfalten dann ihr volles Aroma im Glas.

Weizenbierstile in Zahlen

Helles Weißbier / Hefeweizen (BJCP 10A)
Strohgelb bis goldfarben (ca. 4–12 EBC), Stammwürze: 11–13 °P, Alkoholgehalt: 4,3–5,6 Vol.-%, Bittere: 8–15 IBU.

Dunkles Weißbier (BJCP 10B)
Kupfer- bis kastanienbraun (ca. 28–45 EBC), Stammwürze: 11–14 °P, Alkoholgehalt: 4,3–5,6 Vol.-%, Bittere: 10–18 IBU.

Weizenbock (BJCP 10C)
Gold bis tiefbraun (ca. 12–80 EBC), Stammwürze: 16–22 °P, Alkoholgehalt: 6,5–9,0 Vol.-%, Bittere: 15–30 IBU.

Weizenbierezepte zum Nachbrauen

Wenn du als nächstes ein Weizen brauen möchtest, findest du in der MashCamp Rezeptdatenbank jede Menge Inspiration. Unser neuestes Rezept „Lederhosen – Bayrisches Hefeweizen“ steht für den klassischen Weißbierstil. Wer es hopfenbetonter mag, wird beim „Full Nelson – Hopfenweisse“ fündig. Etwas kräftiger und dunkler eingebraut ist der Weizenbock „Hüttengaudi“, und für Freunde rauchiger Aromen gibt’s das Rauchweizen „Smokey Joe“.

Wir wünschen viel Spaß beim Brauen und allzeit Gut Sud!

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