In den Sommermonaten steigen die Temperaturen in vielen Wohnungen, Häusern und Garagen; Raumtemperaturen von 25°C und mehr sind keine Seltenheit. Es ist eine wunderbare Zeit, um ein kühles Bier zu trinken, die Gärführung birgt bei diesen Temperaturen aber einige Herausforderungen.
Bei höheren Gärtemperaturen arbeitet die Hefe zwar schneller, produziert allerdings auch einige unerwünschte Gärnebenprodukte. Die Esterproduktion (fruchtige Aromen, die während der Gärung entstehen) nimmt zu und es werden vermehrt Fuselalkohole gebildet. Generell werden die Biere komplexer und nicht so reintönig wie bei kühler Gärtemperatur. Zusätzlich musst du beachten, dass die Gärtemperatur sich durch die Gäraktivität erhöht und einige Grad über der Raumtemperatur befindet. Damit du im Sommer trotzdem ein feines selbstgebrautes Bier genießen kannst, geben wir dir im folgenden Blog 5 Tipps, wie das Bier brauen im Sommer gelingt.
Tipp Nr. 1: Bierstil gemäß der vorhandenen Temperatur auswählen
Du hast keine Kühlmöglichkeit, möchtest aber dennoch brauen? Dann wähle den Bierstil entsprechend einer möglichst wärmetoleranten Hefe. Perfekt, da uns als wärmetoleranteste Hefe bekannt, eignet sich norwegische Kveik Hefe, welche sich ab Gärtemperaturen von ca. 35 Grad Celsius so richtig wohl fühlt. Mit Kveik-Hefestämmen wie von Lallemand oder Mangrove Jack’s kannst du in einem Temperaturbereich von 25-40°C eine Vielzahl von Bierstilen wie Pale Ales und IPAs aber auch Cream Ale und obergäriges Helles brauen.
Alternativ zu Kveik-Hefen bieten sich belgische Hefestämme für wärmere Gärtemperaturen an. Somit steht einem Saison, Tripel oder Belgian Pale Ale auch im Sommer nichts im Wege. Gärtemperaturen über 30 Grad sollten jedoch vermieden werden. Für besondere Erfrischung bei hohen Temperaturen sorgt die Verwendung der einzigartigen Philly Sour-Hefe von Lallemand. Bei sommerlichen Gärtemperaturen von 22-27°C kannst du mit dieser Hefe Sauerbiere brauen, ohne dass du Milchsäure-Bakterien einsetzen musst. Mit der Philly Sour-Hefe lassen sich wunderbare Frucht-Sauerbiere, aber auch super erfrischende Sour Pale Ales und IPAs brauen.
Unsere Hefeempfehlungen für hohe Temperaturen:
- Lallemand WildBrew™ Philly Sour bis 27°C
- Wyeast #3787 Trappist High Gravity bis 25°C
- Lallemand Abbaye bis 25°C
- Lallemand Belle Saison bis 35°C
- Lallemand Voss Kveik bis 40°C
- Mangrove Jack’s M29 French Saison 26-32°C
- Mangrove Jack’s M31 bis 28°C
- Mangrove Jack’s M41 Belgian Ale bis 28°C
- Mangrove Jack’s M12 Kveik bis 40°C
Tipp Nr. 2: Passive Kühlung
Im Haus oder der Wohnung ist es zu warm, aber da war ja noch der Keller!
Die meisten Kellerräume erwärmen sich nicht wesentlich über 20 Grad. Also Bier brauen und ab in den Keller zum Gären.
Du hast keinen Keller oder auch dieser ist zu warm? Dann hilft Dir aktive Kühlung!
In den letzten Jahren hat sich auch im Hobbybraubereich einiges getan um möglichst professionell vergären zu können. In gewerblichen Brauereien wird entweder der Raum gekühlt, in dem der Gärtank steht, oder der Tank selbst wird mittels Kühldoppelmantel gekühlt.Tankkühlung ist gewerblich heutzutage der Standard, da die Gärtemperatur bei Raumkühlung natürlich nicht für jeden Tank getrennt einstellbar ist.
Tipp Nr. 3: Aktive Kühlung per Kühlschrank
Im Heimbraubereich bedeutet Raumkühlung meist die Verwendung eines gewöhnliche Haushalts-Kühlschranks, der mittels einer Gärsteuerung wie z.B. der RAPT Temperatursteuerung auf die gewünschte Temperatur geregelt wird. Ein externer Thermostat ist notwendig, da Kühlschrank-Thermostate viel zu ungenau sind und beispielsweise auch nicht auf 18 Grad eingestellt werden können. Du musst lediglich darauf achten, dass sich dein Gärbottich platzmäßig im Kühlschrank ausgeht (Handgriffe beachten!).
Tipp Nr. 4: Aktive Kühlung mit einer Kühlspirale
Für einige Gärtanks, bspw. bei den Brew Monk Edelstahl Gärbehälter gibt es separate Kühlspiralen, mit der du deine Gärtemperatur effektiv senken kannst. Die Spirale taucht während der Gärung in dein Jungbier ein und senkt in Verbindung mit durchgepumpten Kalt- oder Eiswasser die Gärtemperatur. Wie man das Absenken der Gärtemperatur mit der Brew Monk-Kühlspirale einfach, aber wirkungsvoll meistern kannst, findest du im folgenden Video.
Mit einer ähnlichen Lösung kannst du auch die Gärtemperatur in deinem FermZilla beeinflussen. Mit dem FermZilla-Twister kannst du die Temperatur deines Jungbiers sowohl in den FermZilla Tri-Conicals wie auch im FermZilla Allrounder regeln.
Über eine Kühlspirale lässt sich auch mit dem Grainfather GCA Glycol Chiller Adapter Kit die Gärtemperatur regulieren. In Verbindung mit einem der Grainfather Glykol-Aggregate (Grainfather GC2 oder Grainfather GC4) kannst du in fast jedem beliebigen Gärtank die Gärtemperatur gradgenau regulieren und steuern.
Tipp Nr. 5: Aktive Kühlung über Edelstahltanks mit Kühlmantel
Grainfather GF30 Conical Fermenter
Am professionellsten funktioniert die Tankkühlung. Das beliebteste Modell im Hobbybraubereich ist aktuell der Conical Fermenter von Grainfather. Der Conical Fermenter besitzt einen Doppelmantel, durch den man Kühlflüssigkeit pumpen kann, um die Gärtemperatur möglichst genau zu regeln. Die entsprechende Steuerung ist beim Conical Fermenter inkludiert und auch via App & WLAN bedienbar. Als einziger Gärtank kann der Conical von Grainfather mit seiner eingebauten Heizung auch zu kalte Umgebungstemperaturen, wie sie im Winter in einer Garage oder im Keller vorkommen, kompensieren.
Den Conical Fermenter kannst du auf drei Arten kühlen:
1.) Mit der Basic Cooling Edition pumpt die Steuerung kaltes Wasser aus einem Becken oder Tank durch den Kühlmantel. Am besten und auch kostengünstig funktioniert das, wenn du Eiswasser in eine alte, isolierte Kühlbox gibst. Je nach Außentemperatur und gewünschter Gärtemperatur muss du dementsprechend oft Eis am Tag nachlegen.
2.) Mit unserem MashCamp Kühlaggregat funktioniert die Kühlung ganz einfach über ein gekühltes Wasserbad und bietet ein exzellentes Preis / Leistungsverhältnis. Damit ist es auch ganzjährig möglich untergärig zu vergären.
3.) Die Advanced Cooling Edition Nano oder Micro mit den original Grainfather Glycol Chiller GC2 bzw. Grainfather Glycol Chiller GC4 ist für zwei bzw. bis zu vier Conicals ausgelegt. Dank Wasser/Glycol Gemisch senkt sich die Kühlmitteltemperatur auf ca. minus 4°C, wodurch er enorm leistungsfähig ist und auch mehrere Conicals selbst bei hohen Raumtemperaturen untergärig verwendet werden können.
Brewtools Druckgärtanks
Neben dem Grainfather GF30 besitzen auch alle Brewtools Unitanks (F40, F80, F100, F150 & F300) doppelwandige Seitenwände, die eine effiziente und maximal hygienische Kühlung ohne dem Ärgernis einer mühsam zu reinigenden Kühlspirale im Tankinneren ermöglichen. Analog zum Grainfather GF30 wird zur Regulierung der Gärtemperatur in einem Brewtools Unitank ein Kühlaggregat via Schlauch mit dem Tank verbunden, sodass ein Kühlmedium (Wasser/Glykol-Gemisch) durch den Mantel gepumpt werden kann. Genaueres zum Kühlen des Brewtools Unitanks kannst du in unserem Brewtools-Unitank-„How-to“-Guide nachlesen.
Abschließend
Wie du siehst, gibt es eine Vielzahl von verschiedenen Möglichkeiten für den Hobbybrauer zuhause auch im Sommer bei hohen Temperaturen saubere Biere selbst zu brauen. Viel Spaß beim Brauen im Sommer und allzeit gut Sud!
PS: Du hast schon ein Kühlsetup? Schicke uns dein Foto davon auf die Pinnwand unserer MashCamp Facebook Seite.
Danke für den tollen Beitrag und die vielen Tipps! Ich selbst habe bis jetzt eine Isoliertasche von Cool Brewing die auch ganz gut funktioniert. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher wie stark die Temperatur schwankt, weil man immer wieder Kühlakkus tauschen muss alle 24 Std. und deshalb mal mehr und mal weniger gekühlt wird.